Experteninterview mit Stefan Bürkle – Physiotherapeut und Masseur in Wien

Im heutigen Experteninterview unterhalten wir uns mit Stefan Bürkle. Er ist Sporttherapeut, diplomierter Sportlehrer und leitet mit seinem Team an Physiotherapeuten und Personal Trainern die BÜRKLE Sport Praxis in Wien (1030).


Hast du schon immer gewusst, dass du dich einmal mit einer Sport-Praxis selbständig machen wirst? Was hat dich dazu bewogen diese „körpernahe“ Dienstleistung hauptberuflich auszuüben?

Ich wollte immer schon ein eigenes Unternehmen im Gesundheitsbereich gründen. Da ich immer schon sehr sportlich war und leistungsmäßig Fußball und Tennis gespielt habe, war mir klar, dass ich mich mit der Materie Training und Therapie genauer auseinandersetzen will. Ich mag die Symbiose zwischen Training und Therapie. Ohne Physiotherapie und einer ordentlicher Sportmassage kann kein progressiver Trainingsprozess stattfinden.

 Was waren für dich die größten Herausforderungen der letzten 2 Jahre? Stichwort: Covid-19

Das die Menschen trotz Lockdown zu einer anständigen Physiotherapie kommen. Im März 2020 waren alle Physiopraxen geschlossen - nur Ärzte durften arbeiten. Im April wurde das gelockert und Patienten konnten mittels Überweisung dann die Physiotherapie nutzen. Die Herausforderung war dann, dass am Ende des Lockdowns alle in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung waren. Es hat Monate gedauert, bis man wieder auf Schiene mit den Patienten war.

Kann eigentlich jeder zu dir kommen für eine Physiotherapie oder Massage? Oder benötigt man eine Überweisung vom Arzt?

Es unterscheidet sich in meiner Sport-Praxis zwischen Rehabilitation und Prävention. Wenn jemand einen Bandscheibenvorfall hat, ist es dringend notwendig einen Orthopäden aufzusuchen. Der Orthopäde stellt eine Diagnose und gibt dem Patienten eine Überweisung für Physiotherapie und Massage mit. Das nennt sich auch Heilgymnastik. Alles was mit Personal Training oder Sportmassage zu tun hat, wird keine Überweisung vom Arzt benötigt, hier handelt es sich um Prävention. (Vorbeugend)

Wie stark beurteilst du den Faktor „Bewegungsmangel“ als Grund für eine Massage-Behandlung oder physiotherapeutische Behandlung in deiner Sport-Praxis?

Bewegung ist alles. Solange man sich bewegt und zwar richtig bewegt, werden sich Blutgefäße öffnen und eine Durchblutung ist stattgegeben. Wenn man sich wenig bis gar nicht bewegt oder falsch bewegt, kann es leicht zu Verkürzungen oder Verhärtungen der Muskulatur kommen. Diese können dann sehr starke Schmerzen hervorrufen.

Stell dir vor du bist für 1 Tag Gesundheitsminister. Welche gesundheitsfördernden Maßnahmen würdest du sofort umsetzen?

Die tägliche Turnstunde für Kinder wäre schon ein Anfang. Wurde im Parlament durchgesetzt, aber in der Praxis leider nicht. Es müsste ein Bonus Malus System in der Krankenversicherung geben. Je mehr man zum Arzt geht, wegen nachweislich zu wenig Bewegung desto mehr muss man in die Versicherung einzahlen. Diejenigen die weniger zum Arzt gehen sollen dafür auch weniger zahlen. Ist in der Umsetzung sicher schwer, wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

Du bietest eine große Auswahl an unterschiedlichen Massage-Arten. Welche Massage-Art wird bei dir am häufigsten gebucht bzw. durchgeführt und warum?

Klassische Massage und die Sportmassage. Ganz klar. Da der Kunde/Patient am meisten Effekt hat. Wenn man richtig massiert, dann sind die Massagen auch keine Wohlfühlmassagen. Können durchaus schmerzhaft sein. Wenn man richtig dehnt, dann ist dehnen auch nichts angenehmes, so wie bei einer professionellen Massage.

Hast du einen Tipp wenn man einen Massage-Gutschein verschenken möchte? Gibt es eine Massage-Art die für jeden passend und wohltuend ist?

Man kann jede Art von Massage verschenken, da man jegliche Art von Massage auch von der Intensität steuern kann. Aber wenn man so will, dann ist die klassische Massage sicher eine Variante die geeignet ist für die Seele. ;)

Was macht deiner Meinung nach einen guten Masseur / Physiotherapeuten aus? Worauf achtest du bei deinen Mitarbeitern besonders?

Ein Masseur oder Physiotherapeut ist dann gut, wenn er sich nicht nur theoretisch gut auskennt, sondern auch die Theorie in die Praxis umsetzen kann. Das können die Wenigsten. Ein Therapeut sollte von der Art und Weise aufgeschlossen sein, kommunikativ und auf den Patienten eingehen können. Nur dann fühlt sich jemand der neu in die Praxis kommt, wohl und gut betreut.

Angenommen jeder österreichische Staatsbürger wäre verpflichtet jeden Tag zwischen 10-11 Uhr für 15 Minuten Bewegung zu machen – welche Aktivität würdest du empfehlen und warum?

Gehen oder laufen mit niedriger Intensität. Maximal bis 120 Puls. Durch zyklische Bewegungen werden Gefäße geöffnet und die Durchblutung ist wieder stattgegeben. Zudem ist Bewegung gut für das Gehirn, was sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt.

Lieber Stefan – vielen Dank für deine Zeit und dieses Interview.